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Montags Impuls 20.01.2025
Anselm Grün ist in den letzten Tagen 80 Jahre alt geworden. Im hier vorgestellten Buch, das in einer 2. Auflage 2015 erschienen ist, lernen wir den Benediktiner-Pater anders kennen. Ihm und Walter Kohl, Unternehmer und Sohn des bekannten ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl, werden dieselben Fragen zu verschiedenen Lebensthemen, privater und beruflicher und allgemeinmenschlicher Art vorgelegt. In grosser Differenziertheit geben die beiden Autoren Antworten aus der ihnen je eigenen Biografie und Lebenserfahrung heraus.
Montags Impuls 13.01.2025
Versprechen
Ich gelobe, allen empfindenden Wesen zu helfen.
Ich gelobe, alle Leiden zu beenden.
Dies sind zwei der `vier grossen Gelübde` aus der Zen-Kultur, welche viele Menschen (oft auf Japanisch) täglich sprechen.
Uns fällt die Radikalität dieser beiden Zeilen auf: ALLE(N). Ich gelobe! — Eine innere Ausrichtung, an die wir uns täglich wieder erinnern: Ohne Intention wird unmöglich Erscheinendes möglich. Wie sich das zeigt in unserem Alltag, welche `Gestalt `diese Nicht-Intention annimmt, ist von Individuum zu Individuum, von Wesen zu Wesen, unterschiedlich. Und in ihrer Essenz doch wieder gleich.
Ich fange bei mir an als empfindendem Wesen, alle Leiden zu beenden. Wir werden staunen, dankend, wie das unseren Alltag prägt, wenn wir wagen, die gängige Vorstellung von `alles: das geht ja sowieso nicht` zu lassen. Ich nehme mich ganz zurück, mit allen Zweifeln, und das Unmögliche kann möglich werden. ALLES ist EINS und EINS ist ALLES. Wir nähern uns dieser Erkenntnis immer wieder an in der Stille. Und es geht, ALLES, was in diesem Moment nötig und möglich ist.
Wagen wir uns ganz!
Montags Impuls 06.01.2025
Dreikönigskuchen
Ein noch nicht so alter Brauch … ein leckeres Gebäck! Sich für einen Tag mal als König*in fühlen, `regieren`, andere `befehlen`… erinnert Ihr Euch?
Epiphanie wird dieser Tag in Kirchenkreisen genannt (= unvermutete Erscheinung oder Selbstoffenbarung einer Gottheit unter den Menschen, Wikipedia).
Jesus ist nicht nur geboren worden (ein freudiges Ereignis für Vater und Mutter), nicht nur einfache Hirten haben davon gehört und kommen, nein sogar weise Männer, die aus ihren Büchern und der aktuellen Sternkonstellation von weither aufbrechen, um zu sehen, was da los ist und ihre Geschenke, Weihrauch, Gold und Myrrhe, zu bringen. Königsgeschenke, symbolisierend die Anerkennung des Kindes als neu-geborenen König. Nur einer, so hat es im Dreikönigsgottesdienst in St. Marien geheissen, habe sich nicht gefreut: König Herodes von Judäa! Er fürchtete Konkurrenz. So die Geschichte.
Die Weisen folgen dem aufgegangenen Stern: Es sind nicht immer so grosse Sterne, die uns aufgehen, manchmal sind es Sternchen, Erkenntnisse, Fügungen, Zufälle. Und diese nicht `machen zu wollen`, und diese `nicht zu verpassen` — dazu bereiten wir uns immer wieder vor: Wir lassen uns im reinen Schweigen, absichtslos, in Gott hineinfallen.
Eine herzerfreuende Anpassung des Themas in St. Marien: es waren nicht 3, sondern 6 Kinder-Könige und -Königinnen 😊
Öffnen wir uns immer wieder den Kon-stella-tionen!
Montags Impuls 30.12.2024
Ade – à Dieu
Das Alte Jahr mit Leichtem und Schwerem, Gelungenem und Hässlichem, mit Lachen und Tränen und weiterhin Offenem: wir lassen vieles zurück in diesem alten Jahr. Es nennt sich nun Vergangenheit.
Der neue Film mit dem 14. Dalai Lama `Wisdom of Happiness` kann uns eine Richtung anzeigen für unser Leben: Bereiten wir uns immer wieder aus der Stille heraus, Samen der Zuwendung, der Mitmenschlichkeit, des Mitgefühls, der Weisheit des Herzens, des Dialogs, der Achtsamkeit zu kultivieren, auch der Achtsamkeit und Pflege gegenüber Tieren, Pflanzen, Steinen, dem Wasser und allem, was sich nicht in diese Kategorien einordnen lässt. Bringen wir unser Hirn, mit dem vielen Wissen, das uns zur Verfügung steht, und unsere Herzen zusammen: wir alle sind EINS, und je mit Eigenart ausgestattet.
Eine neue Klarheit wird unser Handeln bestimmen.
Gönnen wir uns stille Zeiten und bringen wir unseren Geist, der selbst nicht sichtbar ist, immer wieder zur Ruhe.
Schauen wir mit dieser geschützten Offenheit in die Zukunft: was wird uns zu-fallen? Nicht mit Angst und Bange, nicht mit Feindseligkeit und düsteren Gedanken.
Ein JA zur Vergangenheit, ein JA zur Zukunft. Unsere Haltung bestimmt Vieles mit, wie es sich ereignen wird. Das JA ist eine segnende Haltung, bene-dicere, Gutes sprechen.
Ich begrüsse das Neue Jahr. Ich spreche das Licht an, das sich darin zeigen wird.
Besonnen – willkommen!
Montags Impuls 23.12.2024
Dasch wie wiehnachte!
Ein Ausruf, der an jedem Tag im Jahr vernommen werden kann. Dann, wenn wir überrascht werden, etwas unmittelbar erfahren, wir jauchzen und jubeln …
(da ist kein performendes wow! oder cool! mehr am Platz).
Sind diese Tage jetzt für mich `wie Weihnachten`?
Kann ich mich im ganzen organisatorischen Trubel offen halten für die geweihten Nächte?
Familie oder allein? Emotional aufgeladen mit Kindheitserinnerungen, Hoffnungen, Traditionen? Feierlich-festliches Beisammensein im Freundeskreis? Einsamkeit spürbar?
In dem Augenblick, in dem die Vorstellung von Weihnachten entsteht, da entschwindet Weihnachten.
Lassen wir das Paradox geschehen. Gesegnete Festtage uns allen!
Montags Impuls 16.12.2024
Komm…
Viele katholische Adventslieder sprechen vom Kommen. Es wird eine Sehnsucht nach Veränderung ausgedrückt, nach Trost, nach Erlösung, nach Frieden.
Eine Sehnsucht nach Echtheit? Nach reinen Gefühlen? Nach ruhiger Entfaltung? Einem freundlichen Wort? Einem situativ passenden Scherz? Nach Zeit? Überschaubarkeit — genug vom dauernden Druck zu performen?
Zen kennt den Ausspruch: wir warten auf nichts! Es ist alles da.
Wie können wir uns in diesem Spannungsfeld verhalten: Das Gebet, der Befehl, ein Lockruf `Komm`… und zugleich die Gewissheit: ICH BIN DA ?
Wenn ich auf nichts warte, kann sich entwickeln, was sich ent-wickeln möchte.
Das hat nichts mit Fatalismus und Passivität zu tun. Nein, es ist eine Tätigkeit, die mich ganz fordert: wahrzunehmen, was ist und dies zu halten. Und dann kann Frieden werden, vielleicht anders, als ich es mir vorstelle.
Tritt in Erscheinung, zeige dich.
Ausrichtung der Kräfte
Eins mit Dir
Urgrund allen Lebens,
diene ich der Menschheit,
der Erde und dem Kosmos.
Mit liebendem Herzen
setze ich mich ein
für Gerechtigkeit und Frieden in mir,
in meinen Beziehungen und in der Welt
und achte alle Dimensionen der Schöpfung.
Zum Wohle leidender Wesen
in Armut, Gewalt und Schmerz
verkörpere ich Mitgefühl
und traue der göttlichen Weisheit in mir.
Achtsam lebe ich
Ergänzung und partnerschaftliches Miteinander
von Menschen aller Geschlechter,
Religionen und Kulturen,
Technik und Natur.
Ich bin bereit,
in Verantwortung für kommende Generationen
den Weg des Erwachens zu gehen,
Glück und Mühsal des Wachsens anzunehmen
und wahrhaft liebend zu werden.
Göttlicher Urgrund,
lass mich erfahren,
dass Dein ICH BIN
mein ICH BIN ist.
Ethikcodex der via integralis
1. Nicht tötend …
lebe ich im Einklang mit allem Leben. Die Haltung des Nicht-Tötens und Nicht-Schadens nehme ich in differenzierter Weise in allen meinen Handlungen ernst.
2. Nicht stehlend …
verpflichte ich mich, nichts zu nehmen, was mir nicht gehört, den Besitz anderer zu respektieren und im Umgang mit Geld aufrichtig zu sein.
3. Sexuelles Fehlverhalten meidend …
verpflichte ich mich, niemandem durch Sexualität zu schaden. Alle Lehrenden verpflichten sich, ihre Autorität und Position nicht für sexuelle Beziehungen auszunützen. Sexuelle Beziehungen sind mit einem Lehrer/in-Schüler/in-Verhältnis nicht vereinbar.
4. Nicht lügend …
bewahre ich eine transparente und ehrliche Haltung gegenüber Schüler/innen, Kursteilnehmenden und Lehrenden. Grenzen in der Begleitung anderer Menschen gestehe ich mir ein und spreche Belastungen in Beziehungen an. Wir fördern und fordern uns gegenseitig in mitfühlender und respektvoller Weise.
5. Einen klaren Geist fördernd und Drogen meidend …
pflege ich einen verantwortungsvollen Umgang mit jeglicher Art von Dingen und Aktivitäten. Dazu gehören nebst dem Umgang mit Zeit, Medien, Konsum, Besitz und Beziehungen auch der Umgang mit Drogen, Alkohol und Tabak.
6. Nicht über Fehler anderer lästernd …
verpflichte ich mich, die Würde der Einzelnen zu respektieren, indem ich ihrer Einzigartigkeit Rechnung trage. Was ich als Fehler betrachte, ist meine Sichtweise und damit relativ. Wenn Entscheidungen gefällt werden müssen, handle ich aus der inneren Mitte und trage die Verantwortung für meine Handlungen.
7. Auf Eigenlob verzichtend und andere nicht verunglimpfend …
stehe ich offen für meine Überzeugungen ein, ohne die Einschätzung anderer geringzuachten. Ich respektiere die Ebenbürtigkeit aller Menschen und anerkenne, dass jede und jeder nach seinen besten Fähigkeiten handelt. Ich fördere das Potential aller Menschen.
8. Überfluss nicht eigenmächtig zurückhaltend …
bin ich mir bewusst, dass der Kreislauf des Lebens auf Geben und Nehmen basiert. Ich habe die Sorge für den natürlichen Reichtum der Schöpfung und für die Verteilung der Güter im Blick. Ich lebe nach Massgabe der Möglichkeiten grosszügig aus meiner Mitte und tue alles, was der Gerechtigkeit, der Solidarität in der Gesellschaft, dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung dient.
9. Gefühle von Wut regulierend …
bin ich mir bewusst, dass Wut ein starker Ausdruck von Energie und Wissen ist und ein Potential für Veränderung und Erneuerung darstellen kann. Ich bemühe mich um einen konstruktiven Umgang mit dieser Kraft und vermeide es, andere zu verletzen oder ihnen zu schaden. Ich praktiziere Mitgefühl allem Leben gegenüber und orientiere mich an der goldenen Regel, niemandem zuzufügen, was ich nicht selber erleben möchte.
10. Nicht über die Schätze unserer Traditionen lästernd …
würdige und ehre ich die Schlüsselfiguren, die Traditionen und die Gemeinschaften, in welchen ich verankert bin oder zu denen ich durch die Begleitung von Kontemplierenden in Beziehung stehe. Ich biete anderen Traditionen meinen Respekt und Schutz vor Verunglimpfung an.
Ich verstehe die zehnte Richtlinie als eine Zusammenfassung der neun vorhergehenden Richtlinien und als eindringlichen Wegweiser für mein Handeln.
11. Sorgfältig mit dem mir Anvertrauten umgehend …
halte ich die Schweigepflicht ein. Alles, was ausgesprochen wurde, behandle ich vertraulich.
10 Tipps zur Sitzmeditation
1. Nehmen Sie sich täglich 15-25 Minuten Zeit dafür.
2. Wählen Sie dazu einen ruhigen Ort im Haus, in der Wohnung, den Sie so beibehalten. Ein Kissen, ein Bänkli oder ein Stuhl, eine Matte, eine leere Wand.
3. Regelmässigkeit ist wichtig. Die Wiederholung macht uns das Ueben zur Gewohnheit. Körper und Geist lernen durch die eingenommene Haltung: ah, jetzt ist die Zeit der Ruhe gekommen.
4. Der Morgen vor dem Frühstück erweist sich allgemein als günstig. Handy beiseite legen. Kein Telefon abnehmen in dieser Zeit. Wir üben die Gegenwärtigkeit,
5. Geduld: die Uebung wird unseren Alltag verändern. Transformation geschieht.
6. Im Körper zeigen sich anfangs Verspannungen, Schmerzen, oder wir beginnen, diese überhaupt wahrzunehmen. Wir beginnen, ein „Gspüri“ für unseren Körper zu entwickeln.
7. Es können verschiedene Gefühle auftreten, uns auch überschwemmen, oder wir machen spezielle Erfahrungen. Ein/e erfahrene/r Lehrer/in kann da anleiten und begleiten.
8. Wir können allein üben, sitzen – in der Gemeinschaft wird die Meditationskraft stärker. Das Sitzen wird zu einem Gemeinschaftserlebnis und trägt uns.
9. Es kann zu Einbrüchen bezüglich Motivation kommen. Manchmal haben wir es mit einer momentan unangenehmen Wirklichkeit zu tun. Da können der Wille dran zu bleiben, gute Lektüre
und die Gruppe helfen.
10. Und last but not least: der Transfer in den Alltag. Nicht auf dem Kissen stecken bleiben. Wie setze ich
meine Erfahrung, meine Erkenntnisse in die Praxis um?
Es gibt zudem jeden Tag immer wieder Gelegenheiten – beim Warten, bei der Kaffeepause oder beim kurzen Innehalten, bevor wir einen Anruf entgegennehmen – uns zu zentrieren und zu uns selbst zurückzukehren.
(01.11.2021 in Bearbeitung)